Social Media spielt in der heutigen Gesellschaft eine große Rolle. Apps wie Facebook, Twitter und Instagram verbinden Menschen mit Freunden und Familie. Viele Menschen konsumieren überdies ihre Nachrichten zunehmend über diese Kanäle. Doch gerade diese Entwicklung der sozialen Medien ist für einige Beobachter besorgniserregend, da sie auch einen Weg für Negativität und Fehlinformationen schafft. Ein Großteil der politischen Spaltung in der Gesellschaft rührt daher, dass wir politische Inhalte und Meinungen zunehmend zugeschnitten auf unsere Ansichten konsumieren. Die unsichtbare Hand des Internet Marketings führt die Menschen immer wieder in die entsprechenden Echokammern. Und es ist Gift für die Kultur der politischen Debatte, die scheinbar immer hysterischer wird.
Fehlende Meinungsvielfalt
Social Media hat es uns ermöglicht, unsere eigene Art von politischen Blasen zu schaffen, indem wir mit Menschen interagieren, die mit uns übereinstimmen. Früher hatten wir Leute an den Straßenecken und an verschiedenen natürlichen Treffpunkten, die sich in der Nachbarschaft unterhielten. Es war ganz normal, verschiedene Standpunkte zu hören und man musste dementsprechend auch immer mal ein wenig moderieren oder nachfragen, um Standpunkte zu versöhnen oder wenigstens besser verstehen zu können. Heute können Internetnutzer, Kraft ihrer eigenen Mediennutzung, nur Menschen und Standpunkte akzeptieren, die sie hören wollen, was zu einer positiven Rückkopplungsschleife führt. Und da Menschen lieber richtig als falsch liegen, ist das ja auch ganz genehm so. Das Problem ist jedoch, dass eine solche Haltung langfristig zu Indoktrination und Radikalisierung führt. Es gibt keine Öffentlichkeit mehr, sondern nur noch viele Gegenöffentlichkeiten. Spätestens, wenn es politisch wird. Wen wundert es da noch, dass der Ton unnötig scharf und polemisch wird, wenn diese Welten aufeinander treffen?
Begünstigt durch Internet Marketing
Das Internet hat politische Einschätzungen und Meinungen zweifelsohne in einen Marktplatz verwandelt, der auf eine Weise monetarisiert werden kann, die für viele Nutzer nicht einmal sofort offensichtlich ist. Und ehe sie sich versehen, indoktrinieren sie sich selbst, an der Nase geführt von der unsichtbaren Hand des Internet Marketings. Deshalb bilden sich Echokammern im Laufe der Zeit fast organisch, wenn Menschen wirklich in ein bestimmtes Thema mit klaren idealistischen/politischen Untertönen eintauchen. Professionelle Angstmacher und Verschwörungsbefürworter, die routiniert zum Chor predigen, haben ihre Zielgruppen auf der Kurzwahltaste. Und sie müssen sie nicht einmal aktiv finden. Sie müssen nur von ihnen gefunden werden, was den solcherart herbeigeführten Nutzern gar die Illusion lässt, dass sie „recherchiert“ haben. Wenn alles, was sie wirklich tun, darin besteht, ihre Bestätigungsfehler zu verhärten.
Konsens lässt sich nicht monetarisieren; Konflikt schon
Diese Konstellation lässt sich natürlich bestens manipulieren. „Teile und herrsche“ geht bedeutend einfacher, wenn man die menschliche Natur, ihr Bedürfnis nach Bestätigung und klarer Gruppenzugehörigkeit, medial quasi auf dem Silbertablett serviert bekommt. Das Wissen auch die Angstmacher, Antreiber und Hetzer aus allen möglichen politischen Lagern. Und so steigen sie quasi mit beängstigender Natürlichkeit zu informellen Führungspersönlichkeiten auf, die sich und ein dankbares Publikum um Kopf und Kragen reden. Das Ganze auf die Spitze getrieben durch eine Binsenweisheit, so alt wie der Medienbetrieb selbst: „Schlechte Nachrichten sind meistens die besten Nachrichten.“ Kaum einer interessiert sich dafür, dass alles in bester Ordnung oder wenigstens gar nicht so schlimm sein könnte.
Misere, Konflikt, düstere Prognosen …. so werden Schlagzeilen gemacht! Und so fehlt es nicht an politischen Untergangspropheten an allen Ecken und Enden des politischen Spektrums. „Das Ende ist nahe! Aber vergesst nicht zu abonnieren.“ Wie kann es in einem solchen Medienklima noch verwundern, dass Verschwörungstheorien, stumpfe politische Propaganda und verhärtete Fronten quasi zum Selbstläufer werden? „Teile und herrsche“ funktioniert also noch bestens. Nur dass heute vor allem Videos und Tweets geteilt werden.
Der Ton ist vergiftet
Wie tief diese Polarisierung der Meinungen mittlerweile verwurzelt ist, kann man in nahezu jeder Kommentar-Sektion beobachten. Ergebnisoffene Debatten, die allein argumentativ und ohne abrasive Untertöne vorgetragen werden, sind quasi vom Aussterben bedroht. Stattdessen wird trotzig das eigene Fähnchen in den Boden gerammt. Es wird gepöbelt und beleidigt, um beim eigenen Lager ob so vermeintlicher Schlagfertigkeit zu punkten und um die unerbittliche Opposition, die sich meist nicht geschickter anstellt, ins Lächerliche zu ziehen. Eine einzige verbale Massenschlägerei, in der „Ad Hominem“-Rhetorik scheinbar zum guten Ton gehört. Das ist nicht nur um seiner Selbstwillen wirklich beklagenswert. Es ermöglicht auch Agitatoren und ihren Bots sowie bezahlten Trollen diesen Unfrieden weiter zu schüren. Da muss man sich bspw. über die abstrusen Russland-Sympathien (ausgerechnet) in der „alternativen“ Rechten oder der identitären Bewegung nicht wundern. Und das, obwohl Putin, laut eigenem Bekennen, scheinbar die geistigen Nachfolger der 6. Armee in der Ukraine bekämpft. Das Resultat moderner Öffentlichkeitsarbeit! Da ist dann selbst eine solch abstruse Konstellation widerspruchsfrei möglich. Denn um Sachlichkeit geht es schon lange nicht mehr.
Der Drang nach Gruppenzugehörigkeit
Wir leben mittlerweile individuell oftmals sehr isoliert und das Internet ist zu einem Ort geworden, den viele nutzen, um ein soziales Leben zu simulieren. Das umfasst nahezu zwangsläufig auch Politik, die immer auch identitätsstiftend ist. Oft geht es zunächst nur darum, in eine Gruppe zu gehören, mit der man sich identifizieren kann. Am Anfang stehen also ganz natürliche Bedürfnisse, wie der Wunsch nach Zustimmung und Zugehörigkeit. Doch wenn diese Dinge zu ideologischen Anschauungen und reinem Starrsinn verhärten, wird deutlich, dass Glasfaserkabel und 5G wenig nutzen, wenn es an Medienkompetenz fehlt.
Kommentar hinterlassen zu "Selbst-Indoktrination durch soziale Medien"